Gestaltung und Prozesse
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Nachrichten aus dem Pazifik/

Umweltaspekte bei der Erstellung von Druckprodukten

 

Die Herstellung von Druckprodukten belastet unsere Umwelt erheblich und verbraucht wertvolle Ressourcen. Durch die Beachtung einiger Aspekte in der Planung, Gestaltung und Herstellung können diese schädlichen Folgen für Umwelt und Klima deutlich reduziert werden. Die folgenden Überlegungen haben sich in unserer Praxis bei BAR PACIFICO/ bei der Planung, Gestaltung und Herstellung von Druckerzeugnissen als Leitfaden bewährt.

 
Druckproduktion des Magazins »Stiftungswelt« des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen (Gestaltung und Herstellung: BAR PACIFICO/)

Druckproduktion des Magazins »Stiftungswelt« des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen (Gestaltung und Herstellung: BAR PACIFICO/)

 

Vorab

Prüfen Sie die Dringlichkeit Ihres Projektes und klären Sie, ob die Herstellung eines Druckwerkes wirklich notwendig ist. Vielleicht können Sie Ihr kommunikatives Anliegen auch anders umsetzen. Beachten Sie dabei, das auch digitale Produkte im Internet einen erheblichen Effekt auf unsere Umwelt haben (Stromverbrauch, Infrastruktur, …). Drucken Sie nur, wenn es keine umweltschonendere Methode gibt. Grundsätzlich gilt: Alle Druckprodukte belasten die Umwelt; je weniger gedruckt wird, um so besser für Klima und Natur; wenn gedruckt wird, dann am Besten unter Beachtung hoher Standards zur Schonung der Umwelt.

Planung und Gestaltung

Achten Sie schon in dieser Phase auf ökologische Aspekte. Zeitpläne mit ausreichend Korrekturphasen um Nachdrucke zu vermieden, Gestaltung mit Blick auf Format, Papierausnutzung und Herstellungsverfahren, gute Herstellungsplanung zur Vermeidung von Abfall und unnötigen Transportwegen. In der Gestaltung Ihres Produktes sollten Sie nicht zuletzt auf eine konzentrierte, effektive Umsetzung Ihres Anliegens achten und mit einem attraktiven Design für Wertschätzung bei den Betrachter:innen sorgen, damit das Produkt seine volle Wirkung entfalten kann und damit den Einsatz wertvoller Ressourcen rechtfertigt.

Auflage

Ermitteln Sie exakt, welche Auflage Sie benötigen und produzieren Sie diese Menge zzgl. einer kleinen Reserve. Lassen Sie sich nicht von niedrigen Fortdruckpreisen verlocken, mehr zu produzieren, als Sie benötigen.

Umfang

Prüfen Sie, wie viel Inhalt Sie notwendigerweise verbreiten müssen, um Ihr Ziel zu erreichen.

 
Papierfabrik in Schweden

Papierfabrik in Schweden

 

Papier

Das Papier macht mit Abstand den größten Anteil der Umweltbelastung eines Druckerzeugnisses aus. Die Wahl des Papiers ist also von grundlegender Bedeutung. Wählen Sie ein Papier mit einem hohen Recyclinganteil, und sparen Sie so bis zu 60% der Energie und bis 70% des Wassers gegenüber einem Papier aus Frischfasern. Recyclingpapiere sind heute wesentlich schöner als Ihr Ruf. Es gibt hochweiße Papiere mit attraktiven Oberflächen, auf denen qualitativ hochwertige Druckprodukte möglich sind. Am besten ist die Umweltbilanz der Papiere, die mit dem vom Umweltbundesamt vergebenen Blauen Engel zertifiziert sind. Auch andere Papiere mit einem hohen Recyclinganteil sparen deutlich Ressourcen ein.

Farbe

Überlegen Sie, ob Ihre Veröffentlichung vierfarbig sein muss oder ob Sie eventuell auch in schwarz-weiß zu einer attraktiven Darstellungsform finden können.

Veredelung

Wenn möglich sollten Sie auf den Einsatz von Lack, insbesondere mit UV-Licht gehärtet, und Folien verzichten. Diese Effekte lassen sich durch eine attraktive Gestaltung und umweltschonende Verfahren wie Stanzung und Blindprägung ersetzen.

 
 

Druckerei

Die Wahl der Druckerei ist ein weiterer wesentlicher Punkt, mit dem Sie die Umweltbilanz Ihrer Publikation beeinflussen können. Eine Druckerei mit einem aktiven Umweltmanagement kann dazu beitragen, den Energieverbrauch deutlich zu senken, Lösungsmittel-Emissionen zu minimieren, Ressourcen einzusparen, den Papierabfall zu reduzieren und vermeidet den Einsatz gefährliche Stoffe. Ob Druckereien ihren Versprechen nachkommen, die oft unter einem hohen ökonomischen Druck gemacht werden, ist für die Auftraggeber:innen nicht zu kontrollieren.

Eine gute Orientierung bietet der »Blaue Engel für Druckprodukte«. Anders als der Blaue Engel für Recyclingpapiere, der nur das Papier zertifiziert, wird hier die Druckerei und in der Folge das erstellte Druckerzeugnis umfassend für den gesamten Produktionsprozess inklusive des verwendeten Papiers zertifiziert. Eine Druckerei, die anbietet, ihre Druckprodukte (und eben nicht nur das verwendete Papier) mit dem »Blauen Engel für Druckprodukte« zu kennzeichnen unterliegt den strengen Anforderungen des Blauen Engel für umweltschonende Druckprodukte und wird regelmäßig von den zertifizierenden Stellen auf deren Einhaltung überprüft. Die Zertifizierung der Druckerei mit dem europäischen und weltweit anspruchsvollsten System für nachhaltiges Umweltmanagement EMAS ist ein weiteres wichtiges Merkmal für die Einhaltung strenger Umweltnormen, das zudem in kurzen Abständigen vor Ort gutachterlich validiert wird.

Transport

Vermeiden Sie unnötige Transporte des Produktes, wählen Sie einen CO2-neutralen Versender, entschieden Sie sich für lokaler Anbieter.

 
Gedruckte Teilprodukte zur Weiterverarbeitung in der Buchbinderei

Gedruckte Teilprodukte zur Weiterverarbeitung in der Buchbinderei

 

Klimaneutralisierung

Unter der Maßgabe »Vermeiden, Reduzieren und dann kompensieren« können Sie die verbleibenden CO2-Emisionen Ihrer Publikation ermitteln und diese durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten zumindest ansatzweise kompensieren. Meist bieten Druckereien eine solche CO2-Neutralisierung über die Organisation ClimatePartner an.

Fazit

Unter Beachtung dieser Aspekte lässt sich auch bei der Herstellung von Druckprodukten der ökologische Fußabdruck auf ein Mindestmaß reduzieren. Um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, müssen wir die Diskussion weit über diese Maßnahmen hinaus führen und dabei auch weitgehende Fragen nach unserem Verbrauch und den Rahmenbedingungen unseres wirtschaftlichen Handelns stellen.

Etienne Girardet
Partner im Berliner Designstudio
BAR PACIFICO/ Gestaltung und Prozesse

Dieser Text ist in einer leicht redigierten und gekürzten Fassung in der Frühlings-Ausgabe 2020 der Stiftungswelt, dem Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, erschienen.

 
Papierlager in der Druckerei

Papierlager in der Druckerei