In Regens Wagner Michelfeld leben heute rund 200 Menschen mit Einschränkungen. 1941 waren hier über 600 Frauen in der Taubstummenanstalt untergebracht. Erinnerung sichtbar zu machen, hieß von Anfang an: Form, Sprache und Zugänge inklusiv neu zu denken.
Als in den 2010er Jahren die Ereignisse der 1940er Jahre öffentlich aufgearbeitet werden sollten, entstand ein offener Prozess mit einer klaren Leitfrage: Wie kann Erinnerungsarbeit inklusiv gelingen?
Über drei Jahre begleiteten wir die Regens Wagner Stiftung Michelfeld bei der Konzeption und Realisierung eines Gedenkorts zur Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus – mit breiter Teilhabe und in enger Zusammenarbeit.
Zugänglichkeit und Barrierefreiheit bildeten die Grundlage der Dauerausstellung. Die Teilhabe von Menschen aus den Wohngruppen und Werkstätten der Regens Wagner Stiftungen ist integraler Bestandteil des Vermittlungskonzepts von ›Erinnerungs-Orte Michelfeld‹ und wurde konsequent im gesamten Konzeptionsprozess umgesetzt.
Echte Teilhabe braucht unterschiedliche Informationszugänge. Barrierefreiheit bedeutet hier: großzügige Verkehrsflächen, rollstuhlgerechte Erreichbarkeit, alternative Zugänge für Menschen mit Einschränkungen im Hören und Sehen sowie eine redaktionelle Aufbereitung, die kognitive Voraussetzungen berücksichtigt.
Die Ausstellungsgestaltung ist das zentrale Medium, um diese Geschichte öffentlich zugänglich zu machen. Unsere Arbeit bewegt sich zwischen Wissensvermittlung und aktiver Teilhabe. Zwei- und dreidimensionale Elemente greifen präzise ineinander und schaffen eine reduzierte, klare Form, in der die Benutzer*innen stets im Mittelpunkt stehen.
In enger Abstimmung mit dem Arbeitskreis ›Erinnerungs·Orte Michelfeld‹ entstanden passgenaue Lösungen für unterschiedliche Anforderungen. Die besondere Wirkung des Gedenkorts liegt in seiner strukturierten Zurückhaltung.
Jahrzehntelang lagen die Patientenakten archiviert – und mit ihnen die Erinnerung an die Menschen der 1940er Jahre. Der Gedenkort holt diese Geschichte in den öffentlichen Raum und macht Begegnung wieder möglich. Soweit es geht barrierefrei.
Die Dauerausstellung besteht aus drei Dutzend massiver Holzblöcke mit polygonalen Formen. Sie verwittern mit der Zeit und fügen sich in die Landschaft ein. Gedankliche Stolpersteine bleiben sie dennoch – für Bewohnende, Anwohnende und Spaziergehende gleichermaßen.
Neben diesen Projekten gestalten wir noch eine ganze Reihe weiterer Vorhaben in der Erinnerungsarbeit.
Schau dir unsere Gestaltung für die Gedenkstätte Ravensbrück an.