Gullideckel.
Wir treten täglich drauf, wir schweifen mit unseren Blicken darüber. Wahrnehmen tun wir sie selten: Gullideckel, Deckel auf Kabelrohren und Versorgungsleitungen. Dabei sind sie oft Kunstwerke vergangenen Handwerks, immer Zeugnis einer Zeit und Kultur, voller Muster und Buchstaben. Versprechungen für eine spannende Welt, die sich unter ihnen auftun könnte. In jedem Fall immer einen Blick Wert. In aller Welt lassen sich zu Füßen oft schönste Dinge entdecken.
Gullideckel sind mehr als funktionale Abdeckungen für Abwasser- und Versorgungsnetze: Sie sind Zeugnisse technischer, gestalterischer und urbaner Entwicklung. Die frühesten Formen von Schächten und Abdeckungen reichen bis in die Zeit der Römer zurück, wo Steindeckel verwendet wurden, ehe im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen moderner Kanalisationssysteme schwere Gusseisen-Schachtdeckel eingeführt wurden, die über der wachsenden Infrastruktur der Industriestädte Schutz boten.
Das Design erzählt Stadt- und Technikgeschichte. Muster aus Ringen, Gittern oder Waben folgen nicht nur praktischen Anforderungen, sondern formen ein wiedererkennbares visuelles Vokabular des öffentlichen Raums. Besonders aufschlussreich ist die Typografie: Aufschrift von Stadt- oder Betriebsnamen, Jahreszahlen oder Normen dokumentieren kommunale Identität, Eigentumsverhältnisse und Standardisierung. Es werden reich verzierte Schriftzüge bis hin zu sachlichen DIN-Schriften verwendet. Gullideckel sind verdichtete Schnittstellen von Technik, Gestaltung und kommunaler Kulturgeschichte.
Gullideckel werden typischerweise im Sandgussverfahren gefertigt: Metall in Formen gegossen, die nicht nur strukturelle Funktion, sondern auch grafische Oberflächenmuster formen – von rutschhemmenden Mustern bis hin zu lokalen Symbolen. Hersteller- und Stadtbezeichnungen, Jahreszahlen und technische Hinweise sind als Relief in das Material eingebettet und geben Hinweise auf Produktionsgeschichte, lokale Identität und kommunale Zuständigkeiten.
In vielen Regionen – etwa in Japan – hat sich aus der Kombination von Technik und Gestaltung eine eigene ästhetische Tradition entwickelt, bei der Städte ihre Deckel bewusst als Ausdruck lokaler Identität entwerfen.
Mehr lesen:
Wikipedia zu Schachtdeckeln
Kanaldeckel in Japan
Manhoru, Thomas Couderc, Helmo Studio
Gullideckel in Italien, Alfonso Morone, Design © msstudio
Manhole Covers, Björn Altmann, Niggli
Manhole Cover Design
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